Die Rechbergsche Forst- und Gutsverwaltung
- Die Entwicklung des Besitzes
- Die Wälder
- Die Landwirtschaft
- Sonderkulturen und neue Bewirtschaftungsmodelle
Die Entwicklung des Besitzes
Die Wurzeln der modernen Rechbergschen Forst- und Gutsverwaltung reichen bis ins Mittelalter zurück. Als Herrschaftsinhaber waren die Familienmitglieder Besitzer von Wald, Wiesen, Äckern und Gebäuden. Die Grafen von Rechberg verfügten am Anfang des 18. Jahrhunderts über umfangreiche Besitzungen in der Umgebung von Rechberg, Donzdorf,
Reichenbach unter Rechberg und Weißenstein, die sich in vielen Fällen lückenlos bis ins 14. Jahrhundert, in einigen Fällen sogar bis ins 12. Jahrhundert zurück verfolgen lassen.
Als der reichsunabhängige Graf Maximilian Emanuel von Rechberg (1736–1819) zu Beginn des 19. Jahrhunderts mediatisiert wurde, gelangte er 1806 zunächst unter bayerische, dann ab 1810 unter württembergische Herrschaft. Durch diesen von Napoleon eingeleiteten politischen Prozess verloren viele Adelige – darunter die Familie von Rechberg – ihre Rechte und Pflichten als eigenständige Herrschaftsinhaber und vor allem die damit verbundenen staatlichen Einnahmen. Ihnen verblieben nach 1806 nur noch der Eigenbesitz und die damit verbundenen Einnahmen.
Dieser tiefgreifende Wandel erforderte eine umfassende Neuorientierung in der Bewirtschaftung des Eigenbesitzes. So nutzte Graf Aloys von Rechberg (1766-1849) die sich eröffnenden Möglichkeiten, weiteren Besitz wie das Gut Ramsberg 1809, Gut Winzingen 1824, den Eichbühl beim Marren (1809), das Roggental (1810), Wald im Revier Rötenbach (1810) und den Kollmanswald (1824) zu kaufen.
Unter seiner Ägide begann die Trennung und Arrondierung von Privat- und Gemeindewäldern. Anschließend wurde Wirtschaftspläne für die Rechbergschen Waldflächen erarbeitet, die klimatische Bedingungen, Bodenbeschaffenheit, Lage und jeweilige Altersstruktur der Bestände
umfassten. Im Laufe der Zeit gelang es, die ehemaligen Niederwälder zu einem gleichmäßigen Hochwald mit einem hohen Anteil an Fichten aufzubauen.
Auf Initiative des bayerischen Königs Ludwig I. erwarb Graf Albert von Rechberg (1803-1885) 1842 Schloss und Liegenschaften in Mickhausen (Lkr. Augsburg) und Ostettringen (Lkr. Unterallgäu, 1862-1866). Der bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zum Haus Rechberg gehörende Privatbesitz bildet den Grundstock für den heutigen Rechbergschen Wirtschaftsbetrieb.
Während des gesamten 19. und 20. Jahrhunderts gab es immer wieder Veränderungen am Umfang des Grundbesitzes. Man richtete dabei das Augenmerk auf eine optimale Bewirtschaftung der Wälder. Unrentable Waldgebiete, wie beispielsweise das Roggental, wurden veräußert. In diesem Fall hatte sich eine Win-Win-Situation eröffnet, als das Land Baden-Württemberg nach Flächen für ein Naturschutzgebiet Ausschau gehalten hatte. Nach dem Kauf des Roggentales begann das Land in den 1970er Jahren hier und dann in den anschließenden Tälern mit der Einrichtung des Naturschutzgebietes Eybtal.
- Naturschutzgebiet Eybtal
- Naturschutzgebiet Eybtal Infoflyer (PDF)
- Pressemitteilung RP BW zum Naturschutzgebiet Eybtal
Wann immer von der Rechbergschen Forst- oder Gutsverwaltung Flächen veräußert wurden, wurde mit den daraus erzielten Erträgen neue, besser zum Betriebsziel passende Areale erworben.
Immer auf der Höhe der Zeit
Die Wälder
In den Rechbergschen Herrschaften gehörten vor 1806 die Wälder der gräflichen Familie. Die Untertanen hatten das verbriefte Recht auf Bau- und Brennholz und die Nutzung der Wälder als Weide für ihre Tiere. Die Wälder wurden in Form von Niederwäldern in einem Turnus von 20 bis 30 Jahren bewirtschaftet.
Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts herrschte großer Mangel an Bauholz. Man begann deshalb mit dem Umbau des traditionellen Niederwaldes in einen Hochwald mit einer Entwicklungszeit von 50 bis 60 Jahren. Dieser Zeitabschnitt war der Beginn der von Planung bestimmten Bewirtschaftung in den Rechbergschen Wäldern.
Nach seiner Übernahme der Herrschaft im Jahre 1768 begann der junge Maximilian Emanuel von Rechberg mit ersten Neuerungen in der Land- und Forstwirtschaft. Er war beeinflusst von den Ergebnissen der teilweise bahnbrechenden Forschungen in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München, die sich nach den großen Hungersnöten der 1770er und 1780er Jahre mit vielen Aspekten der Land- und Forstwirtschaft beschäftigte.
Nach der Eingliederung der ehemaligen Rechbergschen Herrschaften unter das Königsreich Württemberg im Jahre 1810 wurde die jahrhundertealte land- und forstwirtschaftlichen Struktur aufgelöst. Aus den herrschaftlichen Wäldern wurden Teile als Gemeindeholz ausgegliedert, so dass die verbleibenden Wälder zum uneingeschränkter Privatbesitz wurden, bei deren
Bewirtschaftung keinen weiteren Rechtsansprüche mehr zu berücksichtigen waren.
Diese neue Form des rechtlichen Status erlaubte nun Graf Aloys von Rechberg neue Formen der Bewirtschaftung der Wälder einzuführen. Zu der von Planungen bestimmten Form der Waldwirtschaft gehörte von da an die gezielte Aufforstung von stark erodierten Flächen an den Steilhängen des Albtraufs und auf der Albhochfläche, hervorgerufen u.a. von der extensiven
Beweidung der Flächen durch Rinder, Schafe und Ziegen. Ohne die großen Anstrengungen zur Aufforstung im 19. Jahrhundert und der nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder bis in die Gegenwart wären heute weite Teil des Albtraufs und der Ostalb kahl und ohne Grasnarbe.
Abbildung:
Die baumlose Nordflanke des Hohenrechberg, 1809
(Gräfl. Rechbergsches Familienarchiv Donzdorf)
Doch man begnügte sich nicht nur mit der Aufforstung von irgendeiner Baumart, sondern suchte nach der oder den Baumarten, die für das Gelände und für den erhofften Ertrag am geeignetsten erschienen. Am Ende des 18. Jahrhunderts begann der forstwirtschaftliche Experte in der Familie und spätere erste Minister für Forsten in Bayern, Graf Johann Nepomuk, mit
ersten Versuchen zur Anpflanzung neuer Baumarten in den Rechbergschen Wäldern. Auf ihn gehen wahrscheinlich Pflanzungen von Esskastanien zurück, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gefällt wurden. Für die großflächigen Aufforstungen hatte er Fichten empfohlen.
Zu den Experimenten mit nicht einheimischen Bäumen gehörte um 1905 eine größere Anpflanzung von Douglasien. Von diesen stehen gegenwärtig noch eine ganze Reihe von Exemplaren, die als zertifizierte Saatgutbäume ausgewiesen sind. Diese Baumart wird derzeit als eine mögliche Art gewertet, die gut mit dem fortschreitenden Klimawandel zurecht zu kommen scheint
https://www.lwf.bayern.de/boden-klima/baumartenwahl/024580/index.php
Die Landwirtschaft
Seit dem 14. Jahrhundert war die Familie von Rechberg Lehensträger von Weinbergen zwischen Plochingen und Esslingen. Aus diesem Grund erhielt sie jährlich große Mengen an Wein. Damit trieben ihre Mitglieder bis 1806 aktiven Weinhandel mit München.
Die traditionelle Dreifelderwirtschaft mit Sommer- und Wintergetreide sowie Lein wurde über Jahrhunderte bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts gepflegt. Deshalb gab es neben der Landwirtschaft viele Weber, Spinner und Stricker in den Rechbergschen Herrschaften. Die dadurch entstandenen Produkte – Garne, Tücher, Strümpfe – gelangten ebenfalls durch die Herrschaft zum Verkauf auf den Münchner Markt.
Während Graf Aloys den Aufbau des Hochwaldes in die Wege geleitet hatte, lenkte sein Sohn Albert den Fokus seiner Arbeit auf die Landwirtschaft. Aufgrund seiner Erfahrungen mit mehreren Hungersnöten in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie dem wachsenden Bedarf an Lebensmitteln für die stetig ansteigende Bevölkerung in der Epoche der Industriellen Revolution war es dem Grafen Albert ein großes Anliegen, durch neue Formen der Bewirtschaftung auf den landwirtschaftlichen Flächen und durch neue Züchtungen bei Pflanzen und Tieren die Erträge zu steigern und damit die Versorgung mit Nahrungsmitteln zu sichern. Um seine Vorstellungen und seine Erfolge anschaulich zu präsentieren, entwickelte Graf Albert das Gut Ramsberg oberhalb von Donzdorf zu einem viel beachteten und besuchten landwirtschaftlichen Mustergut mit großer Breitenwirkung. Zu seinem Programm gehörte die Verbesserung von landwirtschaftlichen Flächen durch Drainagen, die Verbesserung schlechter Böden durch den Einsatz von Kunstdünger und die Erleichterung der Arbeitsabläufe durch die Anlage von geschotterten neuen Wegen. Des weiteren erprobte er Modifizierungen beim Fruchtwechsel anstelle der bis dahin ausgeübten traditionellen Dreifelderwirtschaft und den großflächigen Anbau neuer Pflanzen, wie beispielsweise Raps und Klee.
In der Haltung von Pferden, Rindern und Schafen wurden neue Züchtungen zur Steigerung der Erträge aufgrund der Anpassung an geänderte Bedürfnisse eingeführt. Bei den Rindern bevorzugte man Fleckvieh, zudem wurde die Zucht von württembergischen Warmblut-Pferden und von Merinoschafen vorangetrieben. Weithin bekannt waren auch die Produkte der
gräflichen Merinoschafe. Ebenso unterstützte Graf Albert die Zucht und den Anbau neuer Apfel- und Kirscharten.
Während Graf Albert von Rechberg sich in erster Linie auf die Verbesserungen auf regionaler Ebene konzentrierte, vertrat sein Sohn Otto (1833-1918), die landwirtschaftliche Interessen auf politischer Ebene in Württemberg und im neu gegründeten Kaiserreich. Wie bereits sein Vater engagierte sich Graf Otto von Rechberg politisch als Mitglied in der Württembergischen Kammer der Standesherren.
Der an der Universität München ausgebildete Jurist und an der Akademie von Hohenheim ausgebildete Land- und Forstwirt wurde 1872 vom Königreich Württemberg in den Deutschen Landwirtschaftsrat im neu gegründeten Kaiserreich nach Berlin gesandt, wo er sich zugunsten der württembergischen Interessen in sämtlichen landwirtschaftlichen Belangen bei der Reichsregierung und Reichsgesetzgebung einsetzte. In diesem Zusammenhang steht auch seine Tätigkeit als Gründungs- und Vorstandsmitglied der Deutschen Landwirtschaftlichen Gesellschaft (DLG) an der Seite des Agrartechnikers Max Eyth 1885 (Link zu DLG erstellen). Auf regionaler Ebene war er Mitglied des Landwirtschaftlichen Bezirksvereins Geislingen. 1895 trat er als Mitbegründer des württembergischen Pferdezuchtvereins hervor, einem Vorgänger des Pferdezuchtverband Baden-Württemberg e.V.
Hier bekleidete er das Amt des Präsidenten bis 1907. Kurz vor Ende des 1. Weltkrieges verstarb Graf Otto von Rechberg und sein Sohn Joseph (1885
-1967), übernahm die Leitung von Land- und Forstwirtschaft. Im Gegensatz zu seinem Vater verfolgte er keine politische Karriere. Sowohl er, als auch seine beiden Nachfolger, die Grafen Albert (1912-2012) und Bernhard von Rechberg konzentrierten und konzentrieren sich auf die zeitgemäße Weiterentwicklung der Rechbergschen Besitzungen. Konsequent wurde und
wird darauf geachtet, den Grundbesitz weiter zu arrondieren und somit eine effiziente Bewirtschaftung zu erreichen. Der Wandel in der Viehhaltung war dabei den größten Umwälzungen unterworfen. Im Laufe der Zeit wurde sie zugunsten der Waldwirtschaft fast vollständig aufgegeben.
Sonderkulturen und neue Bewirtschaftungsmodelle
Hopfen und Malz
Die im 30jährigen Krieg gegründete Bierbrauerei in Weißenstein diente zunächst zur Deckung des Bedarfs in den eigenen Herrschaften. Ab dem 19. Jahrhundert wurde bis 1921 Weißensteiner Bier im gesamten süddeutschen Raum vertrieben. Dieser Wirtschaftszweig brachte Sonderkulturen, wie dem Anbau von Hopfen, in der näheren Umgebung hervor.
Eine Spurensuche zur Industrialisierung der Stadt Weißenstein durch die Grafen von Rechberg:
https://www.lauterstein.de/freizeit-tourismus/spurensuche
Golfplatz
Der 1959 in Göppingen gegründete Golfclub Hohenstaufen schuf von 1977 bis heute eine anspruchsvolle 18-Loch-Anlage. Der Golfplatz gehört durch seine Lage und Topographie sicherlich zu den schönsten in Baden-Württemberg.
https://gc-hohenstaufen.de
Flugplatz Donzdorf
Donzdorf – Fliegergruppe, gegr. 1928 Kaltes Feld
https://www.fliegergruppe-donzdorf.de
Windpark auf der Lützelalb
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